Geburtsbericht von

Isabelle J.

Ich habe mich zum zweiten Mal mit der Methode der friedlichen Geburt vorbereitet. Nachdem meine erste Geburt leider nicht schön verlaufen ist,aufgrund vieler Faktoren,freute ich mich total, in respektvoller Umgebung zu gebären, wo das geburtsbeleitende Personal Zeit für uns hat und meine Wünsche im Rahmen des möglichen umsetzt. Dank der tollen Vorbereitung konnte ich meine erste Geburt glücklicher Weise ohne Trauma überstehen und die Schwangerschaft angstfrei nach meiner vorangegangenen Fehlgeburt genießen.

Nun zur aktuellen Geburt:
Ich habe mir die ganze Schwangerschaft über vorgestellt, dass unser Baby am Tag des Vollmondes das Licht der Welt erblicken wird. Ich kann gar nicht genau sagen warum, aber ich habe, bevor ich überhaupt schwanger war, zu meinem Mann gesagt, dass ich das Gefühl habe, dass wir im September ’23 ein Baby bekommen werden.

Naja was soll ich sagen. Beides war ein absoluter Volltreffer. Am Abend vor dem Vollmond im September habe ich, wie jeden Abend, meine Hypnosen geübt. An diesem Abend entschied ich mich für ‘Abschied von der Schwangerschaft’ und ‘Geburtsbeginn mental fördern’. Joa, ich würde sagen, dass das gut lief. Im wahrsten Sinne. Sobald ich wieder “aufgetaucht” bin, dachte ich irgendwie, dass es sich ziemlich feucht untenrum anfühlt. Ich saß dabei auf der Couch und bin schnellstmöglich auf die Toilette gesprintet. Es kam aber nicht viel Fruchtwasser. Ich habe mir dann ein Surfbrett geholt und über das Funk-System im Geburtshaus Bescheid gegeben, dass meine Fruchtblase geplatzt ist.

Eine Minute später hatte ich eine liebe Hebamme am Telefon, mit der ich besprach, dass ich mich melde, sobald sich regelmäßige Wellen einstellen. Andernfalls hätte ich morgens um 9:00h, 12h nach Blasensprung, zur sanften Einleitung im Geburtshaus kommen sollen. Spoiler: Dazu kam es nicht, denn jemand wollte Mama und Papa schneller kennenlernen.

Mein Mann war aufgeregt und konnte es gar nicht glauben, dass es genau wie bei unserem großen Sohn in der 39. Woche schon los ging. Er schnappte sich meine To Do-Liste, die ich ihm geschrieben hatte, packte nach und nach alles ein und schnippelte Gemüse und Obst, damit wir bestens vorbereitet sind, wenn’s dann wirklich losgeht.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keinerlei Wellen. Ich war total tiefenentspannt und legte mich erstmal auf die Couch. Mein Mann ging gegen 22:00h schlafen und schlummerte innerhalb weniger Minuten wie ein Murmeltier. Keine Ahnung, wie er das schaffte mit dem Level an Aufregung, was vorher bei ihm geherrscht hat.

Um 22:40h erwischte mich die erste Welle mit voller Wucht. Danach bekam ich ca. alle 15 Minuten leichte Wellen. Ich packte noch das Geschenk für unseren großen Sohn ein, was meine Eltern übergeben wollten, wenn er ihnen sein Geschwisterchen vorstellt. Wir hatten das im Vorfeld für sie besorgt. Danach hab ich mich mit meiner Familie ins Bett gelegt und meinen Erstgeborenen gekuschelt. Ein letztes Mal als meinen kleinen Schatz.
Das hielt ich leider nur kurz aus, weil die Wellen langsam intensiver wurden. So bin ich ins Gästezimmer umgezogen und begab mich ca. um 00:00h in Hypnose. Die Wellen kamen unregelmäßig, ich konnte auch die Abstände in Hypnose überhaupt nicht einschätzen. Deshalb startete ich meine Wellen-App.

Gegen 1:30h rief ich nochmal die diensthabende Hebamme an, um zu besprechen, wann wir uns auf den Weg machen sollten, da wir ca. 40 Minuten benötigen würden und ich auf keinen Fall zu spät losfahren wollte, weil meine Austrittsphase letztes mal nur 8 min dauerte. Sie riet mir, mich erneut zu melden, wenn ich es entweder nicht mehr daheim aushalte, oder die Wellen alle 5 Minuten kommen und bis zu einer Minute dauern.
Also machte ich mir zwei TK-Baguettes, die ich morgens gekauft hatte, um etwas Kraft zu tanken und veratmete im Wohnzimmer weiter meine Wellen. Leider hatten wir nichts anderes mehr da, da unser Sohn zwei Tage vorher heimlich das Gefrierfach abgetaut hatte und ich sämtliches gesundes vorgekochtes Essen entsorgen musste…

Gegen 2:30h rief ich meine Schwiegermutter an, dass sie bitte kommen soll, da ich nach den Toilettengängen schon Abstände von 2-3 Minuten hatte. Danach zwar wieder länger, aber ich wollte einfach sicher gehen, dass wir im Zweifel schnell los können. Ich hatte das Bedürfnis, das selbst zu regeln, sodass mein Mann mich bestmöglich unterstützen kann, wenn es für mich anstrengend wird. Dass ich später nicht angefasst werden wollte und total in meinem Film sein werde, war mir zu dem Zeitpunkt natürlich nicht bewusst. Ich wollte ihm die Ruhe vorher gönnen. Die hatte er definitiv.

Er schlummerte weiterhin wie ein Murmeltier. Ich glaube, er hat nichtmal mitbekommen, dass meine Schwiegermutter meinen Platz im Bett eingenommen hat. Ich befand mich, seit sie dann da war, wieder in Hypnose und war komplett im Vertrauen mit mir, meinem Körper und dem Baby. Ich wusste einfach, dass alles gut wird. Meine Schwiegermutter hat mir dann angeraten, direkt loszufahren, ich verneinte aber.

Gegen 3:00h hatte ich den Drang, spazieren zu gehen. Ich weckte meinen Mann, er packte schonmal alles ins Auto und ich ging nochmal “kurz zur Toilette”. Von dort kam ich aber nicht mehr weg. Ich hatte eine Welle nach der anderen und ich rief erneut die Hebamme an. Es war wirklich schwierig, mit ihr zu kommunizieren, weil ich immer nur zwischen den Wellen ganz kurz Zeit hatte zu sprechen und diese außerhalb der Hypnose um ein vielfaches schmerzhafter waren. Wir entschieden gemeinsam, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt war, um sich auf den Weg zu machen. Ich küsste nochmal meinen Sohn, der von alledem nichts mitbekam und drückte meine Schwiegermutter, die vor Aufregung völlig aus dem Häuschen war.

Auf der Autofahrt ging ich wieder in Hypnose, was nicht einfach war, da mein Mann relativ zügig fuhr und in Frankfurt galt es viele Schlaglöcher und Schienen zu überwinden. Mittlerweile hab ich ihm verziehen, aber in dem Moment hat er sich ganz schön was anhören müssen. Mitten in der Nacht war ja niemand auf den Straßen unterwegs und wir hätten definitiv langsamer fahren können.

Im Geburtshaus angekommen wurden wir herzlich von unserer Hebamme und einer Hebammenstudentin begrüßt. Es wurde bei Ankunft eine vaginale Untersuchung durchgeführt -die einzige- mit dem Ergebnis: Muttermund bei 3cm. Wir schrieben ein vorgeschriebenes CTG. Die Wellen-Abstände vergrößerten sich wieder und ich hatte das Gefühl, dass es irgendwie nicht voran geht, also gingen wir eine Runde um den Block spazieren. Währenddessen musste ich so doll zur Toilette, dass wir abbrechen mussten. Mein Körper entleerte sich komplett. Obenrum und untenrum.
Ich wollte trotzdem noch einmal kurz Treppen steigen gehen, um die Geburt weiter anzukurbeln. Alles in allem hat der Plan funktioniert und es wurde intensiver. Eigentlich hatte ich geplant, direkt in die Wanne zu gehen, aber ich war bei Ankunft nicht bereit dazu. Wir waren jetzt ca 2h im Geburtshaus und ich musste plötzlich weinen. Ohne Grund. Unsere Hebamme stellte fest, dass ich “jetzt wohl weich werde. Körperlich sowie emotional.” Das war der perfekte Zeitpunkt, um in Wanne zu gehen. Diese habe ich dann auch erst wieder mit Baby verlassen.

In der Wanne wurden die Wellen nochmal intensiver. Ich hatte meine Hypnose über die Lautsprecher laufen und wurde permanent motiviert, für mich und mein Baby zu atmen. Das tat unfassbar gut. Dass die Wellen schmerzfrei waren, kann ich nicht behaupten, aber in Hypnose waren sie doch sehr viel besser auszuhalten als ohne. Ich dachte auch, dass ich während der Geburt leise sein werde, aber das entsprach auch in keinster Weise der Realität. Es war verdammt kraftvoll.

Um 7:00h hatten die Hebammen Schichtwechsel und es kam die Hebamme, von der ich von Anfang an das Gefühl hatte, dass sie bei meiner Geburt dabei sein wird. Total verrückt. Sie war nicht meine erste Wahl, dennoch hat sie uns unfassbar gut begleitet. Sie sagte mir, ich solle Bescheid geben, wenn sich etwas anders anfühlt. Als hätte sie damit ein Signal gegeben, krachte es in meinem Körper plötzlich und die stärksten Körperempfindungen, die ich jemals gespürt hatte, begannen.

Wäre meine Fruchtblase nicht vorher schon geplatzt, hätte ich gedacht, dass es das war. Aber scheinbar hat sich mein Kind irgendwie ruckartig ins Becken gedreht. Ich gab mich einfach hin. Ich schrie, ich atmete, ich fühlte. Dieses Gefühl, das Köpfchen an meiner Hand zu spüren, werde ich wohl niemals vergessen. Dank der tollen Anleitung der Hebamme, konnte ich eine Welle veratmen, ohne zu pressen. Dadurch habe ich tatsächlich nur eine kleine Schürfung bekommen und sonst keinerlei Verletzungen. Ich presste ein letztes Mal im Vierfüßler und mein Kind wurde, mit Hilfe von meinem Mann und meiner Hebamme, die es beim Austritt gemeinsam etwas leiteten, in meine Arme geboren. Es war der allerschönste Moment in meinem ganzen Leben.

Um 8:18h war unser Spatz geboren. Somit dauerte die Austrittsphase exakt 8 Minuten, wie bei unserem ersten Sohn.
Ich habe mir gewünscht, dass mein Mann während der Geburt immer mal wieder ein paar Fotos macht, dass ich mich später selbst in der Situation sehen kann. Ihm widerstrebte das total, weil er dachte, ich möchte Detailfotos von der Austrittsphase. Da er während der Geburt nicht viel zu tun hatte, außer mich mit Getränken und Snacks zu versorgen, entstand nur wenige Sekunden nach der Geburt ein unvergessliches Foto, wie ich unser Kind im Arm halte. Das ist für mich unfassbar besonders! Schade nur, dass mein Mann nicht mit auf dem Foto ist.

Wir haben uns mit dem Geschlecht überraschen lassen und ich hatte selbst nach der Geburt erst keinen Drang zu wissen, ob wir einen Sohn oder eine Tochter haben. Erst als die Hebamme meinte, “sie” hätte eine lange Nabelschnur, war ich verwirrt, da ich unser Kind fest in meinen Armen hatte und ich es eng umschlungen hielt. Ich hab sie dann gefragt, ob sie schon gesehen hat, dass es ein Mädchen ist, und sie meinte nur, dass sie irgendwie davon ausgegangen sei, dass wir voher drüber gesprochen hätten, dass wir ein Mädchen bekommen. Heimlich hab ich mir ein Mädchen gewünscht, um beide Geschlechter aufwachsen zu sehen, gleichzeitig war es mir aber auch total egal. Hauptsache, das Wesen wird geliebt! Und das wird es sowas von.
Also schauten mein Mann und ich gemeinsam nach. Wir grinsten, schauten uns an und sagten gemeinsam: Hallo Anton.

Mittlerweile war eine dritte Hebamme anwesend, was ich erst jetzt bemerkte. Sie half mir und Anton, gemeinsam mit meinem Mann, ins Bett. Dort haben wir zu dritt erstmal ausgiebig gekuschelt. Nach ein paar kurzen Checks, die ich nicht als solche wahrnahm, da wir permanent gekuschelt haben, zog sich das Geburtsteam zurück und sagte uns, wir sollen klingeln, wenn sich wieder Wellen ankündigen, die die Plazenta kommen lassen.

Wir genossen die Zeit zu dritt und waren einfach nur unfassbar glücklich. Nach kurzer Zeit ging es weiter und die Plazenta kam ohne Probleme. Als diese da war, hat mein Mann abgenabelt. Anton hat schon, als die Nabelschnur noch nicht auspulsiert war, nach meiner Brustwarze gesucht. Jetzt gab es kein Halten mehr. Mit meiner Unterstützung hat er sie gefunden und direkt losgestillt. Im Anschluss führte mein Mann mit der zuletzt angekommenen Hebamme die U1 durch. Das fand ich total besonders, weil die beiden so auch direkt bonden konnten. Ich habe in der Zwischenzeit geduscht und mich frisch gemacht. Wir bekamen einige Infos und 3h nach der Geburt waren wir schon auf dem Weg nach Hause.
Ich bin so dankbar für diese Erfahrung und würde es genau so wieder tun, falls wir irgendwann nochmal ein Kind bekommen sollten.
Es war definitiv meine heilsame Geburtserfahrung.

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