DFG – Geburtsbericht

Ich habe dank der Empfehlung einer Freundin, die ein Jahr vor mir mit der DFG-Methode ihr Kind friedlich zur Welt gebracht hatte, Die Friedliche Geburt im 1. Trimester entdeckt. Ab dem 3. Monat habe ich zuerst die Hypnose für die frühe Schwangerschaft benutzt und mich dann mit den weiteren Hypnosen auf die Geburt vorbereitet. Ich habe diese Art der regelmäßigen Verbindung mit meinem wachsenden Kind so sehr genossen. Ich lebe in den USA, arbeite Vollzeit und hatte gefühlt während der Schwangerschaft wenig Zeit für mich (da ohne Mutterschutz vor der Geburt, da ich Urlaubstage für die Elternzeit aufsparte, und wir vergeblich einen Kindergartenplatz ab der 12. Lebenswoche suchten, …). Die (fast) täglichen Hypnosen wurden für mich zu einem geliebten Ritual – ein ruhiger Anker im hektischen Alltag, ein Fels in der Brandung als die Pandemie zum Lockdown führte (da war ich im ca. 7. Monat), und in Verbindung mit dem Podcast eine Gelegenheit, mich mit meiner Schwangerschaft auf Deutsch auseinanderzusetzen und mich innerlich “kulturell zu Hause” zu fühlen.

Für die Schwangerschaftsvorsorge und Geburt hatte ich einen Platz im renommierten Hebammenprogramm im Krankenhaus ergattert und zusätzlich ein Team aus zwei Doulas organisiert, die sich im Schichtsystem abwechseln würden. Wegen der Pandemie (die Prognose war Krankenhausüberlastung um meinen ET herum) und einhergehenden Programmänderungen am Krankenhaus (Doula nicht erlaubt, Partner vllt. auch nicht, Wanne nicht möglich, usw.) habe ich mich zwei Monate vor ET umentschieden und mit Hilfe einer Haushebamme eine Hausgeburt vorbereitet. Diese Entscheidung hätte ich ohne die DFG-Methode ganz sicher nicht getroffen. Ich war zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits so positiv auf die Geburt eingestellt, selbstbestimmt und voller Vorfreude, dass ich mir nach sorgsamem Abwägen und Gesprächen mit meinem Mann, Doulas und Hebammen über Vor-, Nachteile und Risiken eine Hausgeburt gut vorstellen konnte und zutraute.

Und dann gingen genau eine Woche nach ET abends gegen 17 Uhr, an einem Dienstag, daheim die Wehen los. Ich sagte meinem Mann Bescheid, legte mich ins Bett, und stöpselte mir Kristin mit der Geburtshypnose auf die Ohren. Mein Mann und ich freuten uns, dass es nun soweit war. Er übernahm die Kommunikation mit den Doulas und der Haushebamme, baute den Geburtspool auf. Manchmal kam er zu mir ins Schlafzimmer, setzte prophylaktisch einen Anker. Die meiste Zeit war ich allein, die Doula im Wohnzimmer bei meinem Mann, der nicht so recht wusste, was er mit ihr anfangen sollte. Ich verlor jegliches Zeitgefühl (alle Zeitangaben hier basieren mehrheitlich auf Notizen der Hebammen, sowie Angaben von meinem Mann und den Doulas).

Die Wellen waren irgendwann intensiv und regelmäßig (eine Minute lang, alle fünf Minuten), ein Druck, den ich mit der Bauchatmung gut veratmen konnte. Früh morgens am Mittwoch gegen 5 Uhr kam die Haushebamme und ging bald wieder, da die Wellen nachließen. Ich sollte mich ausruhen, essen, trinken, Kraft sparen und wahrscheinlich würde es erst gegen Abend wieder losgehen (“ganz normal bei Erstgebärenden”). Ich schlief tatsächlich eine Weile, hatte weiterhin die Geburtshypnose im Ohr, mein Mann verdunkelte das Schlafzimmer, ich hatte kein Zeitgefühl. Die Wellen wurden bereits am Vormittag wieder stärker und die 2. Doula kam. Wir waren im Bad. Ich saß auf der Toilette, stützte mich in den Wellen nach vorn auf eine Leiter, die Doula übte Gegendruck auf meine Hüften aus. Alles war so friedlich und entspannt, irgendwann regnete es. Einmal umarmte ich meine Doula und bedankte mich, dass sie bei mir war und diesen unglaublichen, schönen Moment mit mir teilte. Gegen Abend stieg ich in den Geburtspool im Wohnzimmer, als die Wellen intensiver wurden. Die eine Doula ging, die andere kam und begleitete mich vom Poolrand aus. Zur Abwechslung war die Geburtshypnose laut im Raum, während mein Mann die Bluetooth Kopfhörer wieder auflud. Die Wellen waren ein intensiver Druck alle paar Minuten, aber mit der Bauchatmung weiterhin gut zu meistern. Die Nacht verging und am Donnerstagmorgen kam die Haushebamme wieder, checkte die Herztöne und die Öffnung am Muttermund. Nur 6 cm. Ich durfte nicht mehr in den Pool, sollte stattdessen das Becken in Schräglage bringen. Die 2. Doula kehrte zurück und baute mir ein Nest aus Kissen und Decken auf unserem Schlafzimmerboden. Die 1. Doula blieb und legte sich schlafen, weil sie meinte, dass das Kind nun bald kommt und sie mit dabei sein wollte. Weiterhin verging die Zeit, während ich auf allen Vieren in Schräglage die Wellen im Bauch veratmete.

Da gab es irgendwann einen Moment, an den ich mich genau erinnere. Ich hatte vergessen, die Geburtshypnose einfach auf “repeat” zu stellen. Alle vier Stunden startete ich sie eigenhändig neu. Auf einmal wurde mir bewusst, dass ich die Hypnose nun schon so oft neu gestartet hatte und viel Zeit vergangen war. Ich wunderte mich, weil die Tiefenentspannung gepaart mit der Bauchatmung bedingen soll, dass der Muttermund sich leicht und schnell öffnet. Stimmte etwas nicht, machte ich etwas falsch? Ich war verwirrt und versuchte, mit der Hypnose im Ohr wieder in mich zu kehren. Die Bauchatmung gegen den Druck der Wellen verlangte meine volle Konzentration.

Eine weitere Untersuchung am Nachmittag brachte Aufklärung. Ich war noch immer bei sechs Zentimetern trotz all der Wellenarbeit der vergangenen Stunden. Das Kind war in einer Scheitelbeinstellung (asynclitic birth). Die Hebamme beschrieb, dass das Köpfchen des Kindes normal mit dem Kinn auf der Brust auf 12 Uhr liegt. Hier aber lag das Köpfchen auf 10-11 Uhr (und ich nehme an, damit war der Druck auf den Muttermund wohl nicht perfekt.) Die Herztöne aber waren weiterhin gut. Die Hebamme nahm einen manuellen Eingriff vor, der unangenehmste und schmerzhafteste Moment in der gesamten Geburtserfahrung. Sie strich mit den Fingern den Kindskopf in Position und entfernte etwas Narbengewebe vom Gebärmutterhals. Dann stellte sie mich vor die Entscheidung. Ich war nun seit 48 Stunden in der Wellenarbeit. Physisch und mental traute sie es mir vollkommen zu, dass ich das Kind zu Hause gebäre. Sie sei beeindruckt von meiner Stärke und Ausdauer. Aber wir müssten nun die Wellen vorantreiben, ich müsste die Treppen rauf und runter, Gymnastik machen, mich bewegen, damit sich der Muttermund öffnet und die aktive Geburtsphase endlich losgeht. Die Fruchtblase war irgendwann nachts schon im Pool aufgegangen. Die verbleibenden Stunden würden anstrengend werden und vielleicht würde mich irgendwann doch die Erschöpfung überwältigen, es wäre nicht verwunderlich. Alternativ könnte ich ins Krankenhaus wechseln, sie würde mir eine PDA bestellen, ich könnte mich ausruhen, vielleicht sogar schlafen und dann mit neuer Frische das Kind gebären.

Eine PDA hatte ich in meinem Geburtsplan nie in Erwägung gezogen. Ich habe eine Nadelphobie und ein Einstich in den Rücken war somit das Letzte, das ich erleben wollte. Die Doulas ermutigten mich, zu Hause weiterzumachen, dass sie mich begleiten würden, dass ich es schaffen würde. Mein Mann und ich wägten ab, am Ende überließ er mir die Entscheidung. Wir fanden beide, dass bisher alles so gut ging, so entspannt und unkompliziert war. Wir wollten die Hausgeburt nicht erzwingen oder in allerletzter Minute ins Krankenhaus aufbrechen. Stattdessen entschieden wir uns, in der Leichtigkeit zu bleiben, den Plan zu ändern und den “einfacheren Weg des geringeren Aufwandes” zu gehen. Ich wusste tief drinnen, dass ich es könnte und die Hausgeburt ohne PDA-Eingriff in mir hatte. Aber da war auch die innere Stimme, die mir sagte, dass ich hier niemandem beweisen müsste, dass ich friedlich zu Hause gebären kann, dass ich meinen Plan ändern dürfte und es trotzdem eine “gute Geburt” sein kann. Mein Mann packte das Auto zusammen, während mir eine Doula beim Duschen und Anziehen half. Die Haushebamme bestellte die PDA telefonisch von unserem Küchentisch aus. Wir verabschiedeten uns vom Hausgeburtsteam, das wegen Corona nicht mit ins Krankenhaus durfte.

Am Krankenhaus angekommen kniete ich mich rücklings auf einen Rollstuhl, wie es meine Doula empfohlen hatte, mein Mann schob mich auf die Geburtsstation. Die Haushebamme hatte einen reibungslosen Wechsel organisiert. Man brachte uns direkt auf unser Geburtszimmer und wir trafen unsere Krankenhaushebamme. Meine Wellen waren mittlerweile eine Minute lang jede Minute, ich veratmete sie weiterhin mit Kristin im Ohr. Auf Empfehlung der Hebamme bestellte mein Mann Essen, damit ich mich noch etwas stärken könnte vor der PDA. Aber die Wellenpausen waren nicht lang genug, dass ich wirklich essen konnte. Ich wurde mit einem mobilen Herztonmonitor und einem Venenzugang ausgestattet. Bald wurde mir die PDA gesetzt. Ich sollte aufrecht mit ausgestreckten Beinen auf dem Bett sitzen. Entgegen meiner Sorge, dass ich aufgrund des mittlerweile starken Drucks nicht stillhalten könnte und mich auch nicht nach vorn auf die Hände stützen dürfte, um die Wellen zu veratmen, war ich beim PDA-Setzen vollkommen ruhig. Wie durch ein Wunder hatte ich plötzlich eine Wellenpause oder nahm den Druck der Wellen in meiner starken Konzentration auf die Bauchatmung überhaupt nicht mehr wahr. Im Anschluss kribbelte es so, als ob mir die Beine einschliefen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, plötzlich das Körperempfinden zu verlieren, das mir in den vergangenen 48 Stunden so vertraut geworden war, mit dem ich eins geworden war. Bald spürte ich die Wellen gar nicht mehr.

Eine Untersuchung ergab nun acht Zentimeter, der Kindskopf war weiterhin in der richtigen Geburtsposition. Ich könnte mich nun ausruhen. Da ich nichts mehr spürte, stellte ich die Hypnose ab und legte mich schlafen. Irgendwann gegen halb zwei am Freitagmorgen kam die Hebamme mit der Schwester zurück und meinte, dass es nun Zeit zum Pressen wäre. Ich hatte keine Ahnung wie, weil ich nichts spüren konnte, weder meine Muskeln noch die Wellen. Sie ließen mich alle möglichen Positionen ausprobieren, teilten mir mit, wenn ich Presswellen hatte, brachten irgendwann eine zweite Hebamme hinzu, die einen Spiegel aufstellte, mich anwies auf dem Rücken zu liegen und mit der Schwester Tau zu ziehen. Mein Mann spielte die Geburtsplaylist ab, die Hebammen und Schwester fingen an, zu tanzen. Wir lachten über meine blinden Pressversuche, sowie die lautstarke Anleitung der 2. Hebamme, am Ende der Welle nur kurz zu atmen und gleich noch ein bisschen mehr zu pressen. Die Stimmung war warm, heiter, beinahe euphorisch, alle feuerten mich an. Nach mehr als drei Stunden Pressen sah ich irgendwann im Spiegel Haare auf einem Köpfchen, später dann ein Köpfchen, und dann mit dem nächsten Pressen, wie mein Baby geboren wurde. Eine Hebamme legte das Kind auf meinen Bauch und mich erschütterten Glücksgefühle. Ich fragte, ob es denn nun ein Junge oder ein Mädchen sei. Die Hebamme sagte, sie könne das Baby gerne anheben, aber dass ich schon selbst nachschauen müsste. Und so verkündete ich strahlend am Tag 41+3: “It’s a boy!”

Auf den ersten Blick war die Geburt meines Sohnes im Mai 2020 keine Traumgeburt. Erste Coronawelle, 60 Stunden Wehen und Wellenarbeit, der Wechsel von einer geplanten Hausgeburt ins Krankenhaus, ein medizinischer Eingriff in Form der PDA, die nie im Geburtsplan stand, weil ich so natürlich wie möglich entbinden wollte, der Verlust der körperlichen Geburtsempfindungen aufgrund der PDA, während mir ein Körperbewusstsein so unglaublich wichtig ist, und einige Geburtsverletzungen. Und dennoch denke ich gern und mit Freude an dieses Geburtserlebnis zurück und betrachte es durch und durch positiv. Für mich war es eine Traumgeburt. Zu keinem Zeitpunkt fühlte ich mich ausgeliefert, an meinen Grenzen oder außer Kontrolle. Ich hatte weder Angst, noch Panik. Ich war nicht erschöpft und weder körperlich, mental oder emotional überfordert. Ich traf alle Entscheidungen selbstbestimmt, ruhig und mit einem tiefen Urvertrauen in mich und meine Geburtsbegleiter. Mein Sohn war zu keinem Zeitpunkt in einem kritischen Zustand, auch wenn er sich nicht so recht im Geburtskanal in Position bringen wollte. Ich hatte die meiste Zeit gar kein Empfinden davon, wieviel Zeit überhaupt verging. Wie wäre diese Geburt verlaufen, hätte ich mich nicht mit Kristins Methode vorbereitet? Ich möchte es mir nicht ausmalen. Stattdessen erinnere mich an eine Zeit und einen inneren Raum, in dem ich mich stets sicher und geborgen fühlte, in dem ich bei mir bleiben konnte, wie Kristin es anleitet. Da waren die Hände meiner Doulas, die konstante Gegenwart und Unterstützung meines Mannes, die Weisheit der Hebammen im Krankenhaus und zu Hause, die Fürsorge und Kraft der Schwester, und Kristins sanfte Stimme immer in meinem Ohr. Ich bin so unglaublich dankbar, dass es genau diese Menschen waren, die mich in der friedlichen Geburt meines Sohnes begleiteten und sie möglich machten. Ich werde dieses Geburtserlebnis meinen Lebtag nicht vergessen und freue mich so sehr, dass das Leben meines Sohnes genau mit diesen Empfindungen begann. Ich kann es nicht erwarten, ihm eines Tages von seiner friedlichen Geburt zu erzählen.

Danke Dir so sehr für Dich und Deine Arbeit, liebe Kristin! Du bist ein Geschenk.

Feedback:

Wie wäre diese Geburt verlaufen, hätte ich mich nicht mit Kristins Methode vorbereitet? Ich möchte es mir nicht ausmalen. Stattdessen erinnere mich an eine Zeit und einen inneren Raum, in dem ich mich stets sicher und geborgen fühlte, in dem ich bei mir bleiben konnte, wie Kristin es anleitet.

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