Geburtsbericht von

Michaela G.

Unsere Geburtsreise – geplante Hausgeburt wird zur ungeplanten Alleingeburt – eine absolute Traumgeburt unseres 1. Kindes
Michaela & M. & R.
Vollmondnacht Samstag auf Sonntag – 03.06.23 – 04.06.23

Vorgesschichte:
In unserem Glücks-Zyklus (4 Jahre nach Beginn unserer Kinderwunschreise, über 1,5 Jahre nach der 3. Fehlgeburt) wurde ein Zyklusmonitoring unternommen und es stellte sich heraus, dass gleich 2 gute Follikel zu Eizellen heranreiften – und das gänzlich ohne Unterstützung. Um unserem Glück ein wenig auf die Sprünge zu helfen, unterstützte ich am Samstagmittag, den 10.09.22 (ZT 17) mit Ovitrelle den Eisprung. Er fand gemäß meiner NFP-Kurve sicher am 11./12. September 2022 statt. Wie so oft in den vergangenen Zyklen fiel der Eisprung mit Vollmond zusammen. Am Freitag, den 23.09.22, überkam mich das Bedürfnis, zu testen, dass dieser dieses Mal positiv ausfallen sollte, konnte ich aber nicht glauben – wie so oft wurde ich in der Vergangenheit genau hier enttäuscht. Diesmal war es anders: eindeutig positiv!

Also schnell alle ärztlichen Kontakte abgeklappert, um schnell an die nötige Medikation zum Erhalt dieser Schwangerschaft zu kommen und abwarten, wie es dieses Mal ausgeht. Mein Gefühl war aber diesmal besonders gut, sicher und im tiefen Vertrauen, dass jetzt tatsächlich unser so sehr gewünschtes Regenbogenkind auf dem Weg zu uns ist. Nun rechnete ich mir also den voraussichtlichen Geburtstermin aus: Montag, den 05.06.23. Insgeheim wusste ich, dass wir ziemlich sicher ein Vollmondbaby bekommen würden. Im besten Fall, sogar ein Sonntagskind – sowie ich damals. Also mal in den Kalender gespickt und siehe da, Sonntag, der 04.06.23 ist Vollmond – na dann… Warten wir es mal ab. Die Ärztin rechnete mit Mittwoch, den 07.06.23 – das gab mir auf jeden Fall ausreichend Puffer, sollten mich später alle drängeln Richtung ET mit Einleitung, Kaiserschnitt oder ähnlichem.

Geburtsreise:
Der ET (07.06.23) rückte allmählich immer näher. Meine Ärztin ging davon aus, dass unsere Tochter bereits Ende Mai bei uns ist – woran sie das festmachte, verriet sie mir nicht. Nichts deutete auf eine baldige Geburt hin. Immer mal wieder hatte ich ab der 36. SSW abends bzw. nachts mit Übungs- oder Senkwehen zu tun. Nicht schlimm, noch auszuhalten, aber doch unangenehm. Der Bauch veränderte sich zunehmend ab Mitte Mai und rutschte Stück für Stück runter. Der Mai war verstrichen und nun waren wir also sicher, ein Juni-Mädchen zu bekommen. Blieb jetzt nur die Frage wann. Freunde und Familie wurden inzwischen unruhig und immer öfter ertappte ich mich dabei, dass ich davon sprach, überzeugt zu sein, dass sie am 04.06. als Sonntags-Vollmond-Baby kommt. Das fanden viele ziemlich abgefahren.

Die Vorfreude auf unser Kind – insbesondere auf die Geburtserfahrung – stieg ins Unermessliche. Zeitgleich empfand ich auch ein Gefühl von Wehmut, denn ich war mir sicher, dass ich meinen Bauch und die Schwangerschaft an sich vermissen werde. (Edit: dies ist nicht eingetreten: Ich bin so verliebt und konnte die Schwangerschaft gut gehen lassen und bin froh, bereits nach 14 Tagen wieder in meine Kleidung zu passen.)

Wir hatten noch einige Termine bis zum ET: diverse Handwerker, Stoffwindel-Testpaket in Empfang nehmen, 1. Hilfe-Kurs, …

Morgens am Samstag, den 03.06.23 – bevor wir zum 1. Hilfekurs aufbrachen – bemerkte ich eine frische Blutung. Oh, aufregend: das ist die Zeichnungsblutung. Jetzt wurde ich nervös und vorfreudig. Natürlich weiß man zu dem Zeitpunkt nicht, wann es tatsächlich losgehen wird. Vorsorglich legte ich mir Ersatzkleidung und eine Unterlage für den Autositz bereit, falls es während des Kurses bei der Reanimation zum Blasensprung käme. Dann mal los…

Der Tag verlief unspektakulär. Keine Wehen oder ähnliches. Später aßen wir noch gemeinsam im Ort eine Kleinigkeit und entschlossen uns spontan noch eben, zum Friseur zu gehen – wer weiß, wann ich das später wieder kann. Dort war unsere nahende Hausgeburt großes Thema und die Friseurinnen hatten etwas Not, dass es eine Salongeburt werden würde. Nein, hier ist alles stabil – wobei ich zugeben muss, dass beim Laufen hin und wieder ein Ziehen zu spüren war – wie so oft in der Vergangenheit – also nichts Ernstes. Ich sagte noch zu meinem Mann, jetzt stell dir vor, dieses Wochenende ist es soweit, dann werden sich diese Ereignisse des Tages auf ewig in unser Gedächtnis einbrennen.

Abends auf der Couch gegen 23 Uhr die 1. leichte Welle gespürt sowie in den vergangen Tagen immer mal. Wenn mir die Blutung von morgens nicht eingefallen wäre, hätte ich diese vermutlich gar nicht wahrgenommen. Ich entschied mich, ins Bett zu gehen, um möglichst viel Schlaf zu bekommen, bevor es in den nächsten Tagen tatsächlich ernst würde.

An Schlaf war für mich jedenfalls nicht zu denken, ich wälzte mich hin und her, hatte immer mal wieder (1x pro Stunde) ein Ziehen, welches ich im Liegen nicht gut ertragen konnte. Nicht schmerzhaft aber unangenehm im Liegen. Also aufgesetzt und gegen 1 Uhr (Sonntag, 04.06.23) beschlossen, aufzustehen, um ins Wohnzimmer zu gehen. Da hatte ich meinen Pezziball, das Yoga-Kissen, die Hypnosen und das Sofa und einen gemütlichen Sessel. Notfalls schlafe ich eben dort weiter. Jetzt war also Vollmond-Nacht – schade, dass wird dann wohl doch nichts mehr mit dem Vollmond-Sonntags-Baby, aber egal, dann vielleicht am Montag, wie von mir berechnet.

Die Wellen wurden regelmäßiger mit einem Abstand von etwa 40 Minuten. Noch gut auszuhalten, aber am Besten in aufrechter abgestützter Position. Unser Sideboard im Wohnzimmer war mein Lieblingsmöbel, um die Wellen zu veratmen. Ich machte es mir also gemütlich, nur 3 Kerzen erleuchteten meine „Höhle“. So fühlte sich das Wohnzimmer zurzeit an. Alles dunkel und still. Ich bereitete mir eine dicke Decke aus, um darauf im Vierfüßler-Stand Wellen annehmen zu können. Nutzte den Pezzi-Ball und tigerte zwischen Sessel und Sideboard hin und her – immer mit der „Eröffnungshypnose“ auf den Ohren. Ich musste während der Wellen bewusst atmen und hin und wieder auch leise tönen, aber es war nicht schmerzhaft. Mit der Wellenatmung hatte ich jedoch etwas meine Probleme. Denn so richtig konnte ich nicht wahrnehmen, ob ich unter den Wellen tatsächlich tief in den Bauch atmete.

Durch das Erhärten der Bauchdecke konnte ich das nicht identifizieren. Aber auch die Atmung, die uns im Geburtsvorbereitungskurs beigebracht wurde, war irgendwie nicht das richtige.
Außerdem war ich enttäuscht, dass ich gar nicht in Trance kam, so wie es mir beim Üben immer gut gelungen ist. Ich war zwar sehr entspannt und ruhig aber nicht in Trance – zumindest mein Eindruck. Ich konnte mich in den Wellen-Pausen sehr gut an meinen sicheren Ort zurückziehen und dösen und empfand es sehr entspannend. Zwischenzeitlich startete ich die Wehen-App, um eine Einschätzung zu bekommen, wie regelmäßig dieses Ziehen nun kommt.

Ab 3h kamen die Wellen alle 6-7 Minuten. Ich fand es erstaunlich, wie schnell eine Welle von etwa 1-1,5 Minuten Länge überwunden war. Ich freute mich jedes Mal auf die Entspannung danach und fokussierte somit die Welle gar nicht. Jetzt war mir klar, es geht tatsächlich los. Aber es wird wohl noch einiges dauern, denn es ist das 1. Kind. Kannte ich doch immer nur Geschichten von mindestens 12h-Wellen oder mehr. Die App hatte mir schon mehrmals vorgeschlagen, ins Krankenhaus zu fahren. Hab ich ignoriert, denn es war ja eine Hausgeburt geplant.

Tatsächlich überlegte ich, wann der richtige Zeitpunkt käme, die Hausgeburts-Hebammen zu informieren. Sie hatten immerhin 1 Stunde Anfahrt. Jetzt am Wochenende hatte „unsere“ Hebamme frei und wir hatten zwei Rufbereitschaftshebammen aus dem Team. Wir kannten uns bereits, aber erstens war ich mir nicht sicher, ob sie uns bereits auf dem Schirm hatten (ET erst am Mittwoch) und zweitens wollte ich nicht mitten in der Nacht, an einem Sonntag stören, wo es vermutlich locker bis Mittag oder Abend dauern wird. Ich dachte mir, ich warte mal bis 7 Uhr ab. Dann kann man „stören“ und dann sehen wir, wie weit wir sind.
Mein Mann hatte unterdessen von all dem nichts mitbekommen.

Er wachte um 5 Uhr auf, bemerkte, dass ich nicht mehr neben ihm im Bett lag und kam runter, um zu sehen, wie es mir geht. Ich sagte zu ihm, es dauert noch, die Wellen kommen etwa alle 5 Minuten. Er solle sich nochmal schlafen legen. Das tat er auch tatsächlich.

Ab 5.30 Uhr kamen die Wellen jedoch bereits in kürzeren Abständen – etwa alle 2 Minuten. Die Ruhephasen fühlten sich jedoch wesentlich länger an. Ich entschied mich gegen 6 Uhr, hoch ins Schlafzimmer zu gehen. Dort war für die Hausgeburt alles vorbereitet. Der Pool musste noch befüllt werden (Dauer etwa 30 Minuten), das Bett final mit Folie und weiterem Bettlaken bezogen werden. Außerdem wollte ich mir meine Snacks und Obst schön auf einer Etagere aufbauen. Also sammelte ich alles zusammen (Hypnosen, Kerzen, Obst, Snacks, Etagere), packte mir einen Korb und ging nach oben – auf dem Weg nach eben 2 Wellen standhalten und veratmen und vertönen.

Den Pool wollte ich mir für das große Finale später aufheben. Noch immer rechnete ich frühestens mit Mittag, dass die Geburt richtig losgehen würde. Ich liebäugelte mit dem Tens-Gerät, welches ich mir von der Hebamme vorab geliehen hatte. Die Wellen empfand ich nie als schmerzhaft, aber sehr intensiv und wollte interessehalber mal testen, ob das Tens-Gerät diese Wahrnehmung verändern würde. Also entschied ich mich, nun doch meinen Mann zu wecken. Ab diesem Zeitpunkt verzichtete ich auf die Hypnosen, da es jetzt einiges zwischen uns zu kommunizieren gab. Da hätten mich die Kopfhörer und die Hypnose gestört. Die Hypnose hatte ich jetzt seit mindestens 6 Stunden auf den Ohren.

Er ließ den Pool ein, half mir beim Bett beziehen, währenddessen musste ich erneut 2x Wellen verarbeiten.

Gegen 6.45 Uhr musste ich erneut zur Toilette. Um diese Zeit entschied mein Mann, nun doch die Hebammen zu informieren. Ich rief aus dem Hintergrund, sie könne sich ruhig Zeitlassen, das dauert hier noch. Auf der Toilette spürte ich einen enormen Druck. Ich war regelmäßig in der Nacht zur Toilette gegangen und wusste, eigentlich war alles entleert. Dass ich hier bereits Presswellen spürte, war mir zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht bewusst, denn erstens hatte ich mir die immer ganz anders vorgestellt (schlimmer) und zweitens konnte das ja gar nicht sein, denn von 1 Uhr bis um kurz vor 7 waren es gerade mal 6 Stunden! Mir schoss ein Spruch aus dem Geburtsvorbereitungskurs durch den Kopf: „Ihr dürft dem Pressdrang erst nachgeben, wenn die Hebamme kontrolliert hat und ihr Go gibt, sonst riskiert ihr eine Verletzung am Muttermund.“ Also war ich mir sicher, ich darf noch nicht mitschieben. Ich versuchte, eine Atemtechnik ähnlich des Hechelns, mit der man dem Pressdrang ausweichen können sollte.

Aber das gelang mir nicht. Ich spürte diese vermeintlichen Presswellen wirklich wie eine Welle, die sich durch meinen ganzen Körper zog und ich entkam ihr nicht: der ganze Körper bebte und wurde ergriffen. Ich ließ meinen Körper einfach machen und versuchte, so entspannt es eben ging zu bleiben. Aktiv hab ich nichts unternommen. Plötzlich bemerkte ich etwas Blut, es floss und das war der erste und einzige Moment unter der Geburt, der mir kurz Angst machte. Ich sah mich noch immer nicht in der Endphase der Geburt angelangt und mir schoss das Bild einer frühzeitigen Plazentaablösung o.ä. durch den Kopf. Die Hebammen waren zwar informiert, aber kämen erst in einer Stunde. Wenn jetzt ärztliche Hilfe von Nöten sei, wäre es sinnvoll, auch den Notruf zeitnah abzusetzen, dass beide im besten Fall zeitgleich eintreffen und dann nicht unnötig Zeit verloren geht. Ich bat meinen Mann, erneut die Hebamme anzurufen, um sich kurz mit ihr abzustimmen.

Dies erschrak nun auch meinen Mann, das merkte ich. Jetzt war es kurz nach 7 Uhr. Aber er blieb cool, stellte das Gespräch auf Lautsprecher und unsere Hebamme erkundigte sich ruhig und sachlich nach der Beschaffenheit der Blutung. Für sie war klar, da muss die Fruchtblase geplatzt sein und sie riet meinem Mann, mich SOFORT in den Pool zu begleiten, denn unser Kind käme JETZT. Das hatte ich gar nicht mitangehört. Ich war so auf die Wellen konzentriert, die meinen Körper zum Beben brachten – Inzwischen mit 30 Sekunden Abstand. Der Tens-Gerät-Versuch war längst vergessen und die Aussicht auf den Pool erfreute mich.

Jetzt erst noch entkleiden und versuchen, von der Toilette hochzukommen – gar nicht so einfach. Nur wenige Schritte bis ins Schlafzimmer zum Pool, aber ich dachte, das schaffe ich nicht mehr! Mit letzter Anstrengung über die hohe Poolwand geklettert und mich im Vierfüßler niedergelassen. Wow, was für eine Wohltat! Boah, das war so entlastend, der Druck hat endlich nachgelassen – wenn auch nur kurz. Erstmals tastete ich vorsichtig zwischen meinen Beinen und war ganz fasziniert. „Ich spüre den Kopf!“ rief ich nur noch zu meinem Mann und bat ihn, mir Gegendruck auf meinem Kreuzbein auszuüben. Auch er fühlte hinter mir kniend und konnte auch die weiche Kopfhaut und Haare spüren. 10 Sekunden später durchfuhr mich die nächste Welle. Auch hier blieb ich passiv und ließ es einfach geschehen. Ich bewegte mich intuitiv druckentlastend und beobachtete und spürte in mich hinein, was jetzt passieren würde.

Dies war die Presswelle, mit der plötzlich das Köpfchen geboren wurde. Mein Mann hockte hinter mir und empfing das Köpfchen mit seiner Hand. 10 Sekunden später glitten die Schultern und der Körper hinaus. Die Beine waren noch nicht geboren. Auch hier wollte ich nicht aktiv mitschieben oder es gar heraus ziehen. Es brauchte nur einen Atemseufzer meinerseits und schwups war sie geboren – um 7:18 Uhr. Mein Mann fing sie mit seinen Armen auf – für ihn ein einmaliges Erlebnis – welches er sich im Vorfeld so nicht hätte vorstellen können. Ich wusste, solange sie unter Wasser war und noch kein Kontakt mit der Luft hatte, durfte ich sie einen Moment einfach „schwimmen“ lassen. Ich wollte sie so ursprünglich wie möglich sehen und erst dann selbst hochheben.

Zeitgleich bat ich meinen Mann darum, Fotos zu machen. Das war einmalig. Sie lag ganz friedlich mit dem Rücken auf dem Poolboden, die Ärmchen und Hände nach mir ausgestreckt und schaute mit großen offenen Augen mir entgegen. Ich griff entschlossen mit meinen Händen unter ihre Arme und hob sie achtsam aus dem Wasser. Dann stellte ich meine Beine auf, damit ich sie dort rücklings ablegen konnte, um sie erstmal richtig anzuschauen. Wir hatten Handtücher, Waschlappen und ein Gefäß griffbereit. Diese durchfeuchteten wir und wickelten sie darin ein und übergossen sie regelmäßig mit warmem Wasser, damit sie nicht zu frieren begann. Sie wirkte völlig tiefenentspannt, schaute uns mit ihren großen dunklen Augen an und weinte trotzdem kräftig. Es war so friedlich und vollkommen. Die Hebamme hatte all das am Telefon live mitverfolgt und nun stand die Zeit für uns still. Wir saßen gemeinsam mit ihr im Pool und staunten, begrüßten uns und kuschelten solange, bis beide Hebammen etwa 45 Minuten später eintrafen. Ich legte sie intuitiv das erste Mal an und sie wusste ganz genau, wie es geht. Stillen klappt seit diesem 1. Moment reibungslos.

Die Plazenta ließ noch auf sich warten. Ich hatte in dieser Zeit keine Nachwehen. Ursprünglich hätte ich mit dem Abnabeln gern im Sinne einer Lotusgeburt gewartet. Aber inzwischen war die Nabelschnur nach über 1 Stunde schneeweiß, also mehr als auspulsiert und die Kleine Maus wurde im Wasser langsam kalt. Also durfte der Papa sie abnabeln und dann mit ihr ins kuschelige Bett umziehen. Ich hatte beide fest im Blick und meine Hebamme unterstützte mich dabei, die Plazenta zu gebären. Es sei nicht unüblich, dass nach einer schnellen Geburt die Nachgeburt verzögert käme, beruhigte sie mich. Ich durfte vorsichtig an dem verbliebenen Rest Nabelschnur ziehen und spüren, ob sich im Scheidenbereich ein Druck spüren lässt. Letztlich half mir die Schwerkraft, als ich mich aus dem Wasser erhob und eine Welle reichte, um sie zu gebären.

Sie wurde achtsam in einer Schüssel aufgefangen. Ich wurde unter die Dusche begleitet, um mich zu säubern. Da floss das erste Mal recht viel Blut und ich saß eine Weile auf dem Boden der Dusche, damit sich mein Kreislauf berappeln konnte. Anschließend trocknete ich mich ab, kroch in meinen gemütlichen Bademantel und kuschelte mich mit zu meiner Familie ins Bett. Dort wurde ich von der einen Hebamme auf Verletzungen hin untersucht und ganz einfühlsam und achtsam versorgt. Ich erlitt einen Dammriss, welcher genäht wurde und einen Riss der kleinen Schamlippe. Davon hab ich nichts gemerkt. Ich hatte nach der Geburt selbst nochmal gefühlt und war ziemlich sicher, dass außer einer leichten Schürfwunde nichts passiert sei. Vor dem Nähen hatte ich verhältnismäßig viel Angst. Aber sie hat jeden Schritt erklärt, mein Einverständnis immer wieder eingeholt und sich viel Zeit gelassen – insbesondere mit der Betäubung. Ich durfte mir mit einem Spiegel die Verletzungen ansehen. Zeitgleich wurde unsere Tochter von der anderen Hebamme mit der U1 (wiegen, messen,…) versorgt. All das geschah in unserem Bett, also immer für uns sichtbar.

Die Hebammen füllten sämtlichen Papierkram aus und blieben bis etwa um 10h bei uns. Wir benachrichtigten unsere Nachsorgehebamme und baten sie, uns noch am selben Abend kurz zu besuchen, um nach uns zu schauen.

Also doch: ein Sonntagskind in der Vollmondnacht (am Morgen danach) geboren! Das hatten wir zwei damals schon verabredet, da bin ich mir sehr sicher!

Zusammenfassend kann ich sagen: Schöner und natürlicher hätte die Geburtsreise für mich nicht sein können. Eine Alleingeburt war nicht geplant und auch nicht gedanklich „vorbereitet“, aber im Nachhinein das Beste, was mir passieren konnte. Ich hab fast die ganze Geburt (außer die Presswellen) alleine im wahrsten Sinn des Wortes in „meiner Höhle“ (dunkles Wohnzimmer und geistig an meinem sicheren Ort) verbracht. Wurde nicht gestört, fühlte mich nicht beobachtet, hab mich nicht geniert und konnte mich einfach hingeben und fallen lassen und meinen Körper seine Arbeit machen lassen. Im Nachhinein gibt es 2 Dinge, die ich beim nächsten Mal anders machen würde: Erstens: früher in den Pool – statt erst zur Toilette zu gehen und zweitens: die Hebammen vielleicht doch schon bei 5 Minuten zu kontaktieren – unabhängig der Tageszeit.

Es war für uns 3 eine absolute Traumgeburt ohne Angst (kurzer Schreckmoment ausgenommen), ohne Schmerzen und voller Vertrauen in den Körper und das Geschehen. Es war sehr kraftvoll und intensiv, aber zu jeder Zeit gänzlich ohne das Verlangen nach Schmerzmitteln auszuhalten. Ich dachte immer, es müsse noch intensiver werden und so schnell kann es für die 1. Geburt nicht gehen. Eine absolut weibliche, Wahnsinns-Erfahrung! Übrigens mein 1. Satz, nachdem ich unsere Tochter also aus dem Wasser gehoben habe war: „So bekomm ich noch 10 Kinder!“

Ich erwähnte ja zu Beginn, dass ich etwas enttäuscht war, weder richtig in Trance gewesen zu sein, noch dass mir die Wellenatmung leicht gefallen wäre. Rückblickend bewerte ich es so: Trance war für mich nicht absolut nötig. Es ging eher um Entspannung vor allem während der Pausen. Unter der Welle glaube ich, ist es kaum möglich, richtig in Trance abzutauchen. Aber sich auf die Pause zu fokussieren und zu wissen, jede Welle, die geschafft ist, kommt nicht wieder, hat es mir so gut erträglich werden lassen. Ich war relativ viel im Verstand (Wehen-App-Bedienung, letzte Vorbereitungen, Kommunikation mit meinem Mann), aber im Grunde war das überhaupt kein Problem. Ganz im Gegenteil, die Tatsache, dass ich erst im Pool realisiert habe, jetzt kommt unser Kind, zeigt mir, wie entspannt ich war (fast zu sehr, denn dann hätten wir die Hebammen vielleicht eher gerufen). Die Maus auf dem Elefanten hatte definitiv Sendepause und der Elefant kannte seinen Weg ganz genau.

Für mich hat sich die Vorbereitung mit der friedlichen Geburt mehr als gelohnt: die Geburt war ein absoluter Traum: natürlich, selbstbestimmt und voller Vertrauen und Hingabe. Ich habe bereits sehr früh in der Schwangerschaft immer mal wieder geübt oder mir damit einfach Entspannungsinseln in den Alltag eingebaut. Das tat so unheimlich gut. Oft dachte ich, ich übe zu wenig, denn es gab Wochen, da hab ich nichts gemacht. Wir haben mit R. eine so tiefenentspannte Tochter. Das ist wirklich sagenhaft. Es fällt sogar Außenstehenden auf. Ich bin überzeugt, dass sie bereits während der Schwangerschaft und unter Geburt davon profitiert hat. Immer wieder genauso! Jede Frau sollte diese Möglichkeit der Geburt so zu erleben haben oder sich selbst ermöglichen!

Der Abschlusskommentar meines Mannes: “Schon schade, dass ich von meiner “Aufgabenliste” nichts umsetzten brauchte.” (Anker setzen, zur Toilette begleiten, Snacks und Getränke reichen, Kommunikation mit Hebammen,…) Insgeheim weiß ich, dass er sich damit im Vorfeld auch etwas überfordert gefühlt hat.

Ein schlichtes „Danke“ Kristin für diese Möglichkeit!

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