Geburtsbericht von

Sophia

Schnelle, unkomplizierte und ungeplante Hausgeburt (2. Kind)

Meine erste Geburt verlief problemlos und gut. Ich hatte mich jedoch nicht mit der Friedlichen Geburt vorbereitet, sondern mit einem hypnomentalen Geburtsvorbereitungskurs. Bei dem Kurs gab es nur eine Audio-Datei zur Vorbereitung und keine Audio-Begleitung während der Geburt. Ich hatte eine gute erste Geburt, aber ich hätte mir mehr Hilfen zur Tiefenentspannung während der Geburt gewünscht. Und ich hoffte, durch die Entspannung ganz ohne Geburtsverletzungen zu gebären (ich hatte einen Dammriss beim ersten Kind).

Ich war während der zweiten Schwangerschaft gut mit unserem ersten Kind beschäftigt und verspürte in den Wochen vor der Geburt immer mehr den Wunsch nach Ruhe und mehr Vorbereitung die Geburt. Außerdem stellte sich ab zwei Wochen vor der Geburt bei mir ein angespanntes „Warten“ ein, da unser erstes Kind damals zwei Wochen vor ET kam. Ich war sehr froh, als meine Mutter am ET (30. Mai) zu uns kam und sagte, dass sie erstmal auf unbestimmte Zeit bleiben möchte. Sie sollte während der Geburt auf Kind 1 aufpassen und hatte so zu Hause auch keine Ruhe mehr.

In den Wochen vor der Geburt hatte ich zweimal nachts leichte Übungswehen, bei denen ich danach aufgrund der Aufregung auch nicht mehr gut einschlafen konnte. Ich versuchte, jedes Ziehen ganz genau wahrzunehmen und zu interpretieren, ob es schon richtige Wehen waren und ich war jedes Mal enttäuscht, wenn sie wieder aufhörten. Meine erste Geburt war außerdem eine Einleitung (nach Blasensprung) und ich war mir unsicher, ob ich den „Anfang“ auch richtig und rechtzeitig erkennen würde.

Meine Mutter war nun am ET gekommen und ich konnte mich viel mehr entspannen und auch innerlich auf die Geburt vorbereiten. Ich hörte wieder mehr aus dem Podcast „Die friedliche Geburt“ und entschied mich kurzerhand (am ET+2), doch noch den Kurs zu buchen und mich so viel wie eben möglich damit vorzubereiten. Ich übte intensiv mit dem Späteinstieg (drei mal am Tag mehrere Hypnosen). Die Vorfreude war groß. 😉

Am ET+4 kam meine Hebamme mittags für ein CTG zu mir nach Hause, aber alles war ruhig. Ich hatte eine Beleghebamme gefunden, die aber nur im Krankenhaus entbindet, was auch unser Wunsch war. Abends spürte ich wieder einmal ein leichtes Ziehen. Meine Mutter wollte mit Kind 1 noch einkaufen gehen – es war ca. 19 Uhr – und ich entschied mich dazu, mitzugehen, um mir auch noch etwas die Beine zu vertreten. Auf dem Weg zum Supermarkt hielt das Ziehen an und im Supermarkt wartete ich mit Kind 1 im Kinderwagen am Eingang, bis meine Mutter alles besorgt hatte. Sie schlug anschließend vor, dass wir auf dem Rückweg bei „unserem“ Italiener für das Abendessen hielten. Das fand ich eine super Idee, da mir sitzen ganz recht war und wir uns so auch nicht ums Abendessen kümmern mussten. Beim Italiener saßen wir draußen und immer, wenn ein Ziehen kam, musste ich mich kurz konzentrieren und konnte mich nicht mit meiner Mutter unterhalten. Ich informierte meinen Mann, der noch im Büro war, darüber, dass ich leichte Wehen hatte.

Unser Chat lief wie folgt:
Ich (19:18): Waren gerade einkaufen
Setzen uns jetzt kurz zu Nero
Laufen ist heute nicht mehr so gut möglich…
Essen hier eine Kleinigkeit
Er (19:34): Das wird ein Pfingstbaby
Ich (19:41): Ja ist nur die Frage, ob 3./4./5.
Er (19:49): Wirklich auch 3. möglich?
Ich (19:49): Ich hab schon ab und zu ziemliches Ziehen… Aber so realistisch ist es glaube ich nicht

Spoiler: Geburtstag wurde der 3. Juni.

Ich schrieb ihm noch, er solle für den Fall, dass es heute Nacht noch was wird, auf dem Heimweg noch schnell einen Corona-Test fürs Krankenhaus machen. Um halb 9 gingen wir nach Hause und ich musste ein paar Mal stehen bleiben und mich auf den Kinderwagen stützen, wenn eine Wehe kam. Meine Mutter sagte, dass ich doch die Hebamme (ich hatte eine Beleghebamme fürs Krankenhaus) schon einmal vorwarnen sollte. Ich rief sie an und sie sagte, dass sie sowieso gerade im Krankenhaus sei. Wenn ich wolle, könne ich kommen. Ich wollte aber auf meinen Mann warten und erstmal weiter beobachten, in welche Richtung sich die Wehen entwickeln würden.

Also legte ich mich nochmal in unserer Wohnung aufs Sofa. Ich holte mir außerdem meine Kopfhörer und begann, die Geburtshypnose zu hören. Die Wehen fühlten sich auf einmal stärker an, aber ich konnte sie mit der tiefen Bauchatmung, die ich im Kurs gelernt hatte, gut verarbeiten. Meine Tochter kam ab und zu zu mir und streichelte mir über den Kopf. Meine Mutter setzte sich irgendwann zu mir und sagte, dass ich ihr den Anfang und das Ende einer Wehe signalisieren solle. Dann würde sie die Zeit stoppen.
Die erste Wehe war direkt eine Minute lang. Die zweite dafür nur 20 Sekunden. Meine Hebamme hatte gesagt, dass ich bei 40 Sekunden langen Wehen, die ca. 4-5 Minuten auseinander liegen, ins Krankenhaus kommen solle.

Ich merkte, dass ich nun doch langsam ins Krankenhaus wollte, damit ich mich dort dann wieder hinlegen und weiter auf die Geburt konzentrieren konnte. Meine Mutter rief nochmal meinen Mann an, der in dieser Minute zum Glück schon vor der Tür stand. Um 21:48 Uhr hatte er mir noch geschrieben, dass er auf dem Heimweg ist, aber das hatte ich nicht mehr gelesen. Ich hörte die Hypnose, aber war doch überwiegend „da“, sodass ich ihm sagte, dass er den Koffer nehmen und das Auto vorfahren solle. Das tat er sofort.

In dieser Zeit verspürte ich einen Druck nach unten und konnte mir ab diesem Zeitpunkt nicht mehr vorstellen, wie ich mich noch vom Sofa fortbewegen sollte. Ich sagte meiner Mutter, dass ich glaubte, es nicht mehr ins Krankenhaus zu schaffen. Sie sagte meinem Mann, der gerade vom Auto vorfahren kam, dass er den Notarzt rufen solle. Die Wehen waren nun sehr stark, sodass ich mich intensiv konzentrieren musste. Ich konnte mich nun schwer auf die Stimme der Geburtshypnose konzentrieren, aber die Atmung half mir noch sehr. Ich musste mich trotzdem am Sofa festhalten und auch akustisch die Wehen lauter verarbeiten. Ich machte mir nun zwischendurch über sowas Gedanken, ob ich die Nachbarn damit stören würde und dass ich ja nun gar keine Schmerzmittel zur Hilfe hätte, wenn ich diese wollen würde.

Die Wehen waren nun so schnell hintereinander und der Druck nach unten so stark, dass ich Sorge bekam, nicht mehr aus meiner Hose raus zu kommen. Meine Mutter saß nun die ganze Zeit an meiner Seite und streichelte meinen Rücken. Ich sagte zu ihr: „Ich brauche eine Pause.“

In einer Wehenpause half sie mir dann, die Hose schnell auszuziehen. Ich glaube es platzte dann sehr kurz danach die Fruchtblase und mit der nächsten Wehe war der Kopf meiner Tochter geboren. Kurz danach kam der Notarzt und sagte, ich solle noch einmal kräftig pressen bei der nächsten Wehe. Das war aber nicht mehr nötig, da der Kopf ja schon da war. Es war aber auch erst die zweite Geburt des Notarztes. Unsere Tochter wurde mir direkt auf den Bauch gelegt und mein Mann durfte die Nabelschnur durchschneiden. Ich war sehr glücklich, aber konnte kaum fassen, dass unsere Tochter nun schon da war – sie wurde um 22:06 Uhr geboren. 1,5 Stunden vorher hatte ich noch relativ entspannt beim Italiener gesessen.
Der Notarzt fuhr uns ins nächstgelegene Krankenhaus. Dort wurde erst die Plazenta geboren und ich wurde anschließend versorgt. Ich hatte wie bei der ersten Geburt einen Dammriss. Die Geburt der Plazenta und die Naht waren etwas schmerzhaft, da es nicht unmittelbar nach der Geburt geschah.

In den ersten Stunden musste ich die schnelle und ungeplante Geburt erst noch etwas verarbeiten. Aber ich bin vor allem sehr glücklich, wie unkompliziert alles gelaufen ist und, dass ich nur mit dem Beistand von meinem Mann und meiner Mutter unser Kind ganz alleine auf die Welt gebracht habe. Ich habe mich zu jedem Zeitpunkt der Geburt sicher gefühlt und hatte Vertrauen in meinen Körper. Auch wenn ich nur zwei Tage zum Üben hatte, bin ich sehr froh, dass ich mich noch für den Kurs der friedlichen Geburt entschieden habe. Es hat sich dadurch auch eine noch intensivere Vorfreude und Bindung zu meinem Kind entwickelt. Ich habe mich außerdem noch gestärkter für die Geburt gefühlt. Die Geburt war nicht schmerzfrei, aber die Bauchatmung und das Versinken in die Geburtshypnose haben mir sehr geholfen.

Vielen Dank, liebe Kristin, an dich und dein Team für eure wertvolle Arbeit!

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