Geburtsbericht von

Steffi V.

Geburtsbericht Hausgeburt am 1.1.21, J., 3210 g, 50 cm, KU 35 cm

Ich habe schon 2 Kinder, die 2013 und 2018, im Krankenhaus geboren wurden. Die erste Geburt war am Ende interventionsreich, aber trotzdem nicht traumatisch. Bei der zweiten Geburt gab es keine Interventionen. Leider hatte ich, nach beiden Geburten, aus unterschiedlichen Gründen Probleme in der Wochenbettzeit.

Und nach beiden Geburten war ich etwas enttäuscht, weil ich sah, dass andere Mütter nach der Geburt körperlich fit waren, nur gefühlt ich nicht. Da aber nach der zweiten Geburt die Kinderplanung abgeschlossen war, machte ich meinen Frieden damit.

Doch oft kommt es anders als man denkt – es kam ungeplant zu Schwangerschaft Nr. 3. Als ich dann im Sommer schwanger in unserem Pool saß, dachte ich, dass das eigentlich der perfekte Ort für eine Geburt sei (– naja, wäre der Geburtstermin nicht Mitte Januar). Immer wieder stellte ich mir vor, wie es denn wäre, zu Hause ein Kind zu bekommen und gerade zu Corona-Zeiten, fand ich diese Idee von Tag zu Tag besser. Mein Mann fand die Idee auch gut und so bereitete ich alles vor. Zwei Hausgeburtshebammen waren schnell gefunden, das Equipment hatte ich eingekauft. Nur war in meinem Kopf ein Gedanke sehr präsent: nach dieser Geburt möchte ich auch topfit sein und zudem für eine Hausgeburt gewappnet sein! Und deswegen wollte ich mich nochmal anders darauf vorbereiten. Ich begann zu googeln. Von Hypnobirthing hatte ich schon mal gehört und in diesem Zusammenhang, stieß ich auf „Die friedliche Geburt“. Da ich nicht sicher war, ob der Kurs was bringt, fragte ich meine Hebammen, ob sie ihn kennen. Und beide waren voll des Lobes über den Podcast und empfahlen mir, den Kurs zu machen. Das tat ich auch, aber erst mit Beginn des Mutterschutzes. Hätte ich geahnt, dass man durchaus etwas Zeit braucht für den Kurs und die Hypnosen, hätte ich früher begonnen. Aber egal, ich machte den Kurs im Tempo Vollgas und übte die wichtigsten Hypnosen, so gut es eben ging. Ich machte (fast) täglich zu wechselnden Zeiten die Geburtsmeditation lang bzw. die Selbsthypnose und switchte ansonsten aus Neugierde mal in den anderen Hypnosen rum. Die 45 Minuten, die man eigentlich machen sollte, wenn man spät anfängt, habe ich nie geschafft, da ich einfach zu viel um die Ohren hatte. Die Atmung übte ich nicht wirklich, da mir das Prinzip klar war. Mit meinem Mann schaute ich nur die Videos für Paare. Das Anker setzen, übte ich alleine in Form des Fingerankers. Andere Anker, wie Berührung oder Duft, kamen für mich während der Geburt nicht in Frage (bin da generell sehr empfindlich). Ich stellte mir meine Geburt regelmäßig im Geist vor: im Wohnzimmer im Geburtspool, den ich gekauft hatte. Irgendwie kam mir aber immer wieder der Gedanke, ob ich die Geburt daheim auch wagen würde, wenn die Hebammen nicht kommen könnten, weil sie z. B. Dienst haben. Konkret darüber nachgedacht, war eine Alleingeburt aber keine Option für mich und ich hoffte inständig, dass den Hebammen nichts dazwischenkommt. Im Krankenhaus meldete ich mich vorsorglich an. Ansonsten tat ich, außer jeden Tag Datteln zu essen, nichts weiter. Kurz vor der Geburt fühlte ich mich gut vorbereitet und sicher für die Hausgeburt und freute mich wieder auf ein Leben ohne Bauch. Um Weihnachten herum hatte ich immer mal wieder Übungs- oder Senkwellen, was ich von den vorherigen Geburten nicht kannte. Von daher dachte ich, dass es noch im alten Jahr losgehen könnte. Doch es tat sich nichts. Silvester kam und wir hatten einen chilligen Silvesterabend mit den Kindern. Als mein Mann mit der Bande ins Bett ging, saß ich noch bis 1 Uhr nachts im Wohnzimmer und genoss das ruhige Silvester ohne viel Knallerei.

Am 1.1. wachte ich um halb 7 in der Früh auf (9 Tage vor ET) und musste aufs Klo. Ich bemerkte, dass etwas Fruchtwasser abging, was ich von der letzten Geburt schon kannte. Das sagte mir: es geht los – was mich echt erstaunte, denn an Neujahr hatte ich wirklich nicht mit der Geburt gerechnet. Ich legte mich nochmal zu den Kindern ins Bett und döste. Ab halb 8 kamen leichte Wellen. Ich sagte meinem Mann Bescheid, frühstückte schnell Zwieback und Cola, um Power zu haben, ging duschen und informierte die Hebammen. Diese waren, Gott sei Dank, bereit, hatten also keinen Dienst, waren nicht krank und konnten jederzeit zu mir kommen. Das zu hören, machte mich locker! Wir vereinbarten, dass wir in zwei Stunden wieder telefonieren würden. Bis dahin hörte ich im Schlafzimmer die Geburtshypnose ohne Kopfhörer, atmete in den Bauch, visualisierte meinen Muttermund und trackte die Wellen. Da ich ganz schrecklich fror an diesem Morgen (trotz Zwiebelschicht Kleidung, Wollsocken und Decken), bat ich meinen Mann um eine Wärmflasche. Diese legte ich auf meine Füße und die Wellen wurden prompt stärker (deswegen mein Tipp: dicke Socken haben bei mir bei keiner Geburt was gebracht, die Wärmflasche war viel, viel effektiver). Um 10 Uhr rief mich eine Hebamme an und fragte wie’s aussieht. Die Wellen kamen nun im 2-4 Minutentakt und dauerten rund 40 Sekunden. Ich konnte sie super veratmen. Jedoch konnte ich nicht sagen, ob die Hebammen vielleicht schon losfahren sollten. Die Anfahrt dauerte nämlich eine Stunde. Die Hebamme fragte, ob ich bei einer Krankenhausgeburt, vom Gefühl her schon aufbrechen würde und ich meinte definitiv “Nein”. Daraufhin sagte die Hebamme, ich solle mich mal in die Badewanne legen. Wenn die Wellen stärker kämen, würden sie losfahren. Ich ging also in die Wanne. Mein Mann setzte mir die Kopfhörer auf, rief die Oma an (sie sollte die Großen abholen) und ließ mit den Kindern den Geburtspool im Wohnzimmer ein. Kaum war ich in der Wanne merkte ich, dass die Wärme die Wellen an Fahrt aufnehmen ließ. Nach ca. 10-15 min in der Wanne musste ich raus, weil die Wellen immer stärker wurden und ich mich in der engen Badewanne nicht mehr wohl fühlte. Der Hebamme schrieb ich nur noch: Fahrt los! Da war es 10.37 Uhr. Ich stand nun im Bad, schaffte es zwischen den Wellen nur so halb mich abzutrocknen, fror fürchterlich und schmiss mir kurzerhand den Elsa-Kinderbademantel meiner Tochter in Größe 116 über. Als ich zwischendurch die Augen öffnete, sah ich Blut auf dem Badteppich und war etwas irritiert. Ich rief die Hebamme an und wollte sie fragen, ob das ok sei. Ich tauchte also so halb aus der Hypnose auf, wählte, was natürlich die Hypnose auf dem Handy unterbrach. Das stresste mich kurz. Ich sagte also kurz und bündig, was Sache ist und hörte nur noch “…normal…” und war beruhigt. Hinterher sagte mir die Hebamme, dass Blut ein Zeichen dafür sei, dass sich der Muttermund ganz geöffnet hat, was ich während der Geburt aber gar nicht mehr mitgekriegt hatte. Das Wort „normal“ reichte mir schon. Ich tauchte wieder ab und merkte, dass Stehen irgendwie nicht mehr passte. Ich kniete mich auf den Badteppich vor die Badewanne mit den Armen dort aufgestützt, aufrecht – so wie ich das immer wollte und bei keiner Geburt vorher kraftmäßig geschafft hatte. Ich atmete so tief ein,  wie ich konnte und richtig fest gegen das Zwerchfell (ca. 2-3x während einer Welle). Das klappte hervorragend. Die Hypnose beschallte mich, aber ich kann mich nicht an die Worte erinnern. Dann kam eine Welle, die unangenehm war und ich hatte Angst vor der nächsten. Mir war sofort klar, dass das die Übergangsphase sein musste und wie ich es mir vorgenommen hatte, versuchte ich mich locker zu machen. In dem Moment hörte ich: „entspann dich, lass Schultern und Nacken locker, lass los (oder so ähnlich)”. Ich zwang mich also zu lächeln und befolgte die Anweisungen der Hypnose – was perfekt funktionierte. Ich entkrampfte mich spürbar, die Angst verflog und ich merkte, dass ich wieder alles im Griff hatte. Dann kam mein Mann ins Bad und sagte, der Pool sei nun voll, die Kinder abgeholt und wir könnten nun ins Wohnzimmer wechseln. Ich sagte nur: “schaff ich nicht” und tauchte wieder in mich ab. Ich spürte wie bei keiner Geburt davor, wie sich das Baby den Weg durch meinen Körper bahnte. Ich musste dabei an eine Rohrpost denken, das Baby war dabei die Kapsel, die durch die Rohrpostleitung langsam nach unten glitt. Ein schräges Bild und dazu ein irres Druckgefühl, das ich so überhaupt nicht kannte aus den vorherigen Geburten. Während das Baby also Rohrpostkapsel spielte, fragte ich mich, wann denn endlich die Pressphase anfangen würde und ich die Meditation wechseln müsse. Noch atmete ich “nur” tief ein und mit einem lauten Arghhh wieder aus. Und mir fiel mir auf, dass ich schwitzte und vor Anstrengung zitterte, aber pressen wie bei den anderen Geburten von den Hebammen angeleitet, musste ich nicht. Schließlich ein Brennen. Ich fasste zwischen meine Beine und fühlte den Kopf – was mich mehr als verwunderte, weil ich immer noch auf den Beginn der Pressphase wartete. Ich fragte in den Raum „bist du da?“, weil ich nicht wusste, ob mein Mann überhaupt im Raum war (ich hatte ja Kopfhörer auf und die Augen zu). Er: „ja“. Ich aufgeregt: „Der Kopf! Fang sie auf!“ (wobei es nichts aufzufangen gab, weil ich intuitiv so da kniete, dass mein Po ganz nah am Boden war – sagte mir mein Mann hinterher). Dann ging es ratzfatz und der Körper kam mit der nächsten Welle. Und da lag das kleine komplett rosafarbene Baby, (meine anderen zwei waren durch die Presserei leicht bläulich gewesen) auf einem Handtuch auf dem Badteppich. Da war es 11.17 Uhr (also ca. eine halbe Stunde nachdem ich aus der Wanne gestiegen war). Ich schrie lauthals „Yeah, ich hab´s geschafft! Sie ist da!“. Dann riss ich mir die Kopfhörer vom Kopf und realisierte erst jetzt, dass die Hebammen im Gegensatz zum Baby, noch nicht da waren.

Mein Mann war mehr als erstaunt, dass ich nicht mitbekommen hatte, dass die Hebammen zu spät kommen würden und dass er am Schluss sogar mit ihnen telefoniert hatte, um zu fragen, was er denn jetzt machen solle, wenn das Baby rauskommt. 15 Minuten später, J. und ich bondeten auf dem Rücken im Bad liegend, kamen die Hebammen und kümmerten sich um die Nabelschnur und alles weitere. Mein Mann rief die Oma an und sie kehrte um und fuhr mit den zwei Großen wieder nach Hause, damit sie das Baby gleich kennenlernen konnten.

Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass ich die ganze Zeit über völlig bei mir war und abgeschottet von der Umwelt. Ich war entspannt und alles um mich herum war mir total egal. Ich interessierte mich während der Geburt weder für die Hebammen, meinen Mann oder sonst etwas. Ich machte einfach intuitiv das, was sich gut anfühlte. Bzw. ließ ich einfach meinen Körper machen. Ich war voller Vertrauen in meinen Körper. Und das war einfach nur perfekt. Bei den ersten zwei Geburten war die Pressphase eine anstrengende Plackerei gewesen. Ich hatte einen hochroten Kopf und presste was das Zeug hielt. Bei dieser Geburt wartete ich bis zum Ende auf diese Art der Pressphase. Im Endeffekt haben die tiefe Bauchatmung, der Druck des Zwerchfells, die Gebärmutter und die aufrechte Haltung das Baby einfach runter- und rausgedrückt. Ich kann immer noch nicht glauben, dass das wirklich so funktioniert hat. Und dieses Mal fühlte ich auch tatsächlich keine Schmerzen, nur einen extrem intensiven Druck (als Kristin im Kurs genau das von ihrer dritten Geburt berichtete, glaubte ich ehrlich gesagt nicht so ganz, dass es sowas gibt). Und das Allerbeste: ich war topfit nach der Geburt! Ich kann abschließend nur sagen, dass ich unendlich froh bin, auf die Friedliche Geburt gestoßen zu sein. Schade, dass ich sie bei den vorherigen Geburten noch nicht kannte. Ohne die Methode wäre ich sicher gestresst gewesen, als die Hebammen ihre Ankunftszeit durchgegeben hatten. Auch hätte mich die Übergangsphase bestimmt verunsichert (ich kann mich an diese Phase während der ersten beiden Geburten gut erinnern) und wäre vielleicht zu diesem Zeitpunkt in leichte Panik verfallen, weil ja die Hebammen nicht da waren. Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass diese Geburt nun wirklich so bzw. noch viel besser gelaufen ist, als ich sie mir vorgestellt hatte. Und dass es so gekommen ist, lässt mich mit dem Thema Geburt nun mehr als positiv abschließen. Ich hätte mir nie gedacht, dass ich mal so positiv von einer Geburt erzählen könnte. Einfach nur ein ganz großes Dankeschön an die Friedliche Geburt (und an meinen Körper)! Ich wünsche allen Schwangeren hier, dass sie auch so eine tolle Geburt erleben dürfen!

Steffi v.M.

 

 

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