Geburtsbericht von

Susann

Etwa ab SSW 36 habe ich eine Krise beim Üben der Hypnosen. Ängste steigen auf und detailgetreue, unschöne Erinnerungen an meine erste Geburt. Mir wird erst jetzt bewusst, dass ich ein Trauma erlitten habe, das ich aufarbeiten möchte, um unbefangen und positiv in die zweite Geburt gehen zu können. Nach einem hilfreichen Austausch mit Kati vom Team der “Friedlichen Geburt”, kontaktiere ich auf ihre Empfehlung hin die Traumatherapeutin Petra Hartmann, die auf Geburtstraumata spezialisiert ist. Aufgrund der Dringlichkeit meines Anliegens – ich bin inzwischen in der 38.SSW – bekomme ich großartiger Weise umgehend einen Termin abends am Wochenende, obwohl die Wartezeit sonst ca. 6 Wochen beträgt.

Am Sonntag, den 10.10.21, 10 Tage vor dem errechneten ET, bekomme ich morgens leichte Kontraktionen, die ca. alle 15 – 20 Minuten auftreten. Allerdings nehmen die Wellen nicht an Intensität zu und verschwinden nach ca. 5h wieder. Falscher Alarm. Mein Mann und ich sind gespannt, ob sich heute noch etwas tun wird. Der Tag vergeht jedoch ohne besondere Vorkommnisse.

Am Montag, den 11.10.21, fahre ich morgens mit dem Fahrrad zum Bäcker, um für ein gemeinsames Frühstück mit meiner Familie Brötchen zu holen. Unser 7-jähriger Sohn hat schulfrei, es sind Herbstferien und es ist ein schöner, klarer und sonniger Tag. Auf dem Weg nach Hause merke ich plötzlich eine ungewohnte Feuchtigkeit zwischen den Beinen. Zuhause angekommen, gehe ich zur Toilette und realisiere, dass der Schleimpfropf abgegangen ist. Vor lauter Aufregung, gepaart mit Vorfreude und einem letzten Rest von Angst vor dem, was nun kommt, fange ich an zu weinen. Mein Mann und unser Sohn fragen mich, was los sei und ich sage ihnen, dass es so aussieht, als mache sich unser Baby auf den Weg. Ich kontaktiere meine Hebamme, die mich darauf vorbereitet, dass es nach Abgang des Schleimpfropfs noch bis zu zwei Wochen dauern kann. Aber mein Bauchgefühl sagt mir etwas anderes.

Nachdem sich die Wogen geglättet haben, frühstücken wir gemütlich. Im Anschluss wird unser Sohn zum Spielen abgeholt. Mein Mann und ich versuchen, uns abzulenken und beschäftigen uns den Tag über mit verschiedenen Dingen wie Gartenarbeit und Kuchen backen, denn Wellen habe ich noch keine. Am Abend kommt unser Sohn zurück, wir essen ganz entspannt und gehen ins Bett. Ich schlafe sofort ein.

Um 0.45 Uhr werde ich durch eine Welle wach. Diese ist nicht schmerzhaft, aber doch kräftig und anders als die bisherigen Übungswellen. Ich gehe zur Toilette und danach zurück ins Bett, ahne aber schon, dass ich nicht mehr werde schlafen können. Mein Mann wird ebenfalls wach, aber wegen der in den letzten Tagen teils über einen längeren Zeitraum vorangegangenen, regelmäßigen Übungswellen, glaubt er mir noch nicht wirklich, dass es nun losgeht.
Nach einigen weiteren Wellen im Abstand von ca. 20 Minuten setze ich meine Kopfhörer auf und beginne eine Hypnose, aber ich merke schnell, dass ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht möchte, sondern mit meinem Mann in Kontakt bleiben will. An Schlaf ist nun nicht mehr zu denken.

Irgendwann holt mir mein Mann den Gymnastikball ins Schlafzimmer, auf dem ich nun bei gedimmtem Licht sitze und die Wellen in entspannten 10-20 Minuten Abständen veratme.
In meiner Wahrnehmung sind sie nicht besonders intensiv, ich veratme sie locker und schmerzfrei mit der tiefen Bauchatmung.
Irgendwann beschließe ich, noch einmal duschen zu gehen, da ich mir sicher bin, dass wir in den nächsten Stunden ins Krankenhaus aufbrechen werden. Als ich meinem Mann sage, dass er, falls er auch noch duschen möchte, es jetzt tun sollte, schaut er mich mit großen Augen an. Weil ich nach wie vor so entspannt die Wellen veratme, kann er sich nicht wirklich vorstellen, dass es jetzt schon losgehen soll.

Gegen 4 Uhr steckt unser Sohn den Kopf zur Schlafzimmertür herein, sieht mich sitzend auf dem Gymnastikball und fragt: “Übt ihr hier etwa heimlich?”
Wir erklären ihm, dass sich das Baby nun langsam auf den Weg macht und mein Körper sich darauf vorbereitet. Er möchte natürlich bei uns bleiben und kuschelt sich zu meinem Mann ins Bett. Bald merke ich, dass ich in Gegenwart und unter Beobachtung meines Sohnes nicht mehr richtig abschalten kann, denn es sieht nicht so aus, als würde er wieder einschlafen. Ich habe das Gefühl, dass das Baby schon sehr tief im Becken ist, da ich mich im Sitzen nicht mehr nach vorne beugen kann. Ich bitte meinen Mann, meine Schwiegermama anzurufen, um wie geplant die Kinderbetreuung zu übernehmen. Wir sagen ihr, dass sie sich Zeit lassen soll und sich nicht beeilen muss. Gleichzeitig rufen wir im Kreißsaal an, um uns anzukündigen.

Gegen 6 Uhr trifft meine Schwiegermama bei uns ein. Wir sind inzwischen bereit fürs Krankenhaus, sitzen gemütlich mit Kaffee und Frühstück auf der Couch. Unser Sohn liegt inzwischen wieder in seinem Bett, jedoch ohne zu schlafen. Immernoch kann ich die in 10-15 Minuten Abständen kommenden Wellen mühelos mit der tiefen Bauchatmung veratmen. Nach einer Tasse Kaffee mit meiner Schwiegermama und einer rührseligen Verabschiedung von unserem Sohn, fahren wir los ins Krankenhaus.

Später soll sich herausstellen, dass meine Intuition, so früh ins Krankenhaus zu fahren, genau richtig ist. Denn ab dem Moment, wo die Wellen kräftiger werden und ich meine volle Konzentration brauche, kann ich mich so auch voll darauf einlassen, ohne noch große Wege zurücklegen zu müssen und Gefahr zu laufen, zu sehr “in den Kopf zu kommen”.

Auf dem Weg zum Krankenhaus höre ich die Geburtshypnose über Kopfhörer, merke aber wieder, dass ich mich nicht abkapseln, sondern weiterhin mit meinem Mann in Kontakt bleiben möchte. Dennoch kommt es mir irgendwie falsch vor, mich nicht in meinen inneren Raum zurückzuziehen, wird doch von Kristin angeraten, dies ab Geburtsbeginn zu tun. Aber auch hier soll sich später herausstellen, dass mein Bauchgefühl richtig ist und ich die angeleitete Hypnose nicht brauche, sondern während jeder einzelnen Welle mühelos ab- und wieder auftauchen kann.

Nach nur 10 Minuten sind wir im Krankenhaus. Ich nehme die Kopfhörer wieder ab und wir begeben uns in den Kreißsaal, wo wir von einer sehr lieben, ruhigen und entspannten Hebamme empfangen werden. Mein Mann darf – trotz der Restriktionen durch Corona – direkt mit mir in den Kreißsaal. Das ist großartig und der Hebamme sowie dem Umstand zu verdanken, dass das Krankenhaus sehr klein und familiär ist und wir an diesem Dienstagmorgen die einzigen Besucher des Kreißsaals sind. Dementsprechend ruhig ist die Atmosphäre – genau das, was ich mir (nach einer vorangegangenen Entbindung in einer Level-1-Klinik) erhofft habe.

Es ist 7.30 Uhr. Ein erstes CTG wird geschrieben, Wehentätigkeit ist erkennbar. Die Hebamme möchte mich untersuchen, ich willige ein. Ich bin sehr neugierig auf den Befund, nehme jedoch aufgrund der für mich so leicht zu händelnden Wellen an, dass sich am Muttermund noch nicht viel getan haben kann. Als sie von bereits 3-4cm Eröffnung spricht, verschlägt es mir kurz die Sprache. Ich fühle mich beflügelt und motiviert – waren die Wellen doch bei der vorherigen Geburt in diesem Stadium schon so unglaublich schmerzhaft, in so kurzen Abständen und für mich kaum auszuhalten. Auch im weiteren Verlauf ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich Vergleiche ziehe, um mit Erstaunen festzustellen, dass es dieses Mal komplett anders und so viel leichter ist.
Noch immer kommen die Wellen in großen Abständen von ca. 10 Minuten und sind mit Leichtigkeit zu veratmen.

Nachdem nun auch ein Corona-Test erfolgt ist, bespreche ich mit der Hebamme die Option von Lachgas zur Schmerzlinderung, die ich gerne später bei Bedarf ausprobieren möchte, denn es ist mir wichtig, einen Plan B zu haben. Leider ist dies nur im Liegen oder Sitzen möglich, aus Sicherheitsgründen jedoch nicht in der Wanne – und diese Option möchte ich mir in jedem Fall offenhalten. Die Hebamme meint, dass sie sich in meinem Fall vorstellen könne, dass die Wanne den Unterschied bei den letzten Zentimetern ausmacht. Das motiviert. Ich sage mir, dass ich dies immer noch später nach Bedarf entscheiden kann und lasse den Gedanken dann los.

Die Hebamme schlägt vor, uns ein Familienzimmer zu geben, wo wir noch frühstücken und es uns gemütlich machen können, bis die Wellen intensiver und die  Abstände kürzer werden.
Gesagt, getan – wir frühstücken und machen es uns im Bett bequem. Ich bitte meinen Mann, den Raum abzudunkeln und mache die Geburtshypnose über Lautsprecher an. Wiederholt merke ich, dass ich mich auf die angeleitete Hypnose nicht richtig einlassen kann und möchte, handele intuitiv und stoppe sie nach kurzer Zeit wieder.

Zwischendurch bitte ich die Hebamme um eine Wärmflasche für den unteren Rücken. Ich merke, wie gut mir die Wärme tut, so entspannend und lindernd. Dies soll ein echter game changer unter der Geburt werden.
Die Wellen werden intensiver, die Abstände aber nur minimal kürzer, wir sind jetzt bei ca. 6-8 Minuten. Allerdings sind sie in meiner Wahrnehmung lange nicht so intensiv und herausfordernd wie das, was ich kenne und für die aktive Phase der Geburt erwarte. Die Zeit verfliegt, ich tauche bei jeder Welle ab, veratme und visualisiere, tauche wieder auf. Besonderen Fokus lege ich darauf, im Becken-Rücken-Oberschenkelbereich locker zu bleiben, nichts anzuspannen und nicht zu verkrampfen. Ein einziges Mal gelingt es mir nicht, die tiefe Bauchatmung korrekt auszuführen und ich merke prompt den Unterschied. Mir wird bewusst, dass diese Form der Atmung ein weiterer game changer ist.

Es ist 11 Uhr, als wir die Hebamme rufen und ich sie bitte, mich erneut zu untersuchen. Zu neugierig bin ich, was sich in den letzten drei Stunden getan hat. Sie scheint darüber erstaunt, weiß sie doch von meinem Plan, die Geburt so interventions- und störungsfrei wie möglich zu gestalten. Der Befund lautet 6-7cm Eröffnung. Und wieder bin ich baff, wie leicht es bis hierher ging. Ich bin hochmotiviert und seelenruhig. Allmählich schwindet auch die unterschwellige Erwartungshaltung, dass die “schlimmen Schmerzen” ja noch kommen werden. Ich sage, dass ich nun gerne in den Kreißsaal möchte, da ich mittlerweile fast glaube, ich könnte plötzlich und unerwartet Presswellen bekommen und es dann nicht mehr schaffen. Die Hebamme geht schon mal vor, um mir die Wanne einzulassen, während mein Mann die notwendigen Utensilien einsammelt und wir ihr dann in den Kreißsaal folgen. Da die Ärztin gerade im Untersuchungsraum nebenan ist, wird ein letzter Ultraschall vor der Geburt gemacht. Alles ist in bester Ordnung, das Baby kann kommen.

Zurück im Kreißsaal, setze ich mich auf das Kreißbett und stütze mich mit den Händen nach hinten ab, um eine Welle zu veratmen. Die Hebamme beobachtet mich dabei. Mein Mann hilft mir beim Ausziehen, die Hebamme legt das Funk-CTG an, ich steige in die Wanne und entdecke das, was zuvor bereits die Wärmflasche im Kleinen bewirkt hat: die unglaublich wohltuende Wirkung der Wärme. Mein ganzer Körper entspannt sich noch mehr, alles fühlt sich warm, leicht und schwerelos an.

Ich bin nun auf den Knien und stütze mich mit den Armen auf dem Rand der Wanne ab. Diese Position empfinde ich als sehr angenehm. Mein Mann, der übrigens bewusst einen roten Hoodie trägt, kniet direkt vor mir außerhalb der Wanne. Wir halten Blick- und Körperkontakt. Er reicht mir Wasser und hält sich bereit, bei Bedarf den Berührungs- oder Duftanker zu setzen. Bei jeder Welle tauche ich ab, visualisiere und atme, um im Anschluss wieder aufzutauchen und entspannt mit meinem Mann in Kontakt zu gehen. Er strahlt eine Ruhe aus, die mir gut tut. Er ist der beste Geburtsbegleiter, den ich mir hätte wünschen können.

Die Hebamme verlässt zwischenzeitlich den Raum und kommt immer mal schauen, ob alles gut ist.
Es ist 13 Uhr, als ich sie bitte, mich noch einmal zu untersuchen. Ich möchte so gerne wissen, wo ich stehe. Ich drehe mich dafür auf den Rücken. Mein Gefühl erweist sich als richtig: der Muttermund ist vollständig geöffnet. Es stehe nur noch ein kleiner Rand, an dem sich das Köpfchen aber vorbeischieben könne, wie die Hebamme meint. Mein Mann, der gerade kurz den Raum verlassen hat, kommt zur Tür herein. Ich berichte ihm en Detail von dem Ergebnis der Untersuchung. Dies soll auch ein Moment sein, der sich in mein Gedächtnis einbrennen wird, denn rückblickend betrachtet kommt es mir unfassbar vor, mit welcher Ruhe und Gelassenheit ich meinem Mann berichte, so als spreche ich nicht von mir selbst, sondern von einer dritten Person. Ich frage die Hebamme scherzhaft, ob ich dann jetzt anfangen darf, worauf sie mir – ebenfalls scherzhaft – grünes Licht gibt.

Ich nehme wieder meine kniende Haltung ein, meinen Mann face to face. Es folgen ein paar herausfordernde Wellen, die ich aber immer noch sehr gut verarbeiten kann. Erstmalig spüre ich zum Ende einer Welle hin einen eigenartigen Druck nach unten und töne intuitiv. Nach der Welle beginne ich plötzlich, zu schluchzen und weine für einen kurzen Moment, Emotionen und Energie brechen sich Bahn. Retrospektiv betrachtet weiß ich, dass es sich hier um die Übergangsphase handelte.
Ich bitte meinen Mann, während der Welle mit der Faust einen starken Gegendruck auf meinen unteren Rücken auszuüben, was sehr gut tut. Ganz plötzlich habe ich das Bedürfnis, noch etwas zu essen und bitte meinen Mann, mir einen Dattel-Erdnuss-Riegel, den wir dabei haben, zu holen. Ich sehe seinen ungläubigen Gesichtsausdruck und begründe meinen plötzlichen Appetit damit, dass ich ja gleich noch ein bisschen arbeiten muss und dafür Energie brauche.

Die Wellen kommen nun in Abständen von ca. 3-5 Minuten. Die Stimmung in den Wellenpausen ist ruhig, entspannt, hin und wieder machen wir sogar einen Witz und lachen.
Die Hebamme ermutigt mich, einmal nach dem Köpfchen zu tasten. Ich tue es und bin verblüfft, wie sich das anfühlt: ganz weich und faltig, nicht hart und knöchern, wie man es erwarten würde.

Die Wucht der ersten Presswelle haut mich fast um. Ich habe sofort das Bedürfnis, die Position zu wechseln und begebe mich in die Rückenlage. Es dauert einen Moment, bis ich die Fassung wiedergewinne. Ich frage mich, wie ich mit diesem starken Körpergefühl umgehen soll. Schon kommt die nächste Welle. Ich realisiere, dass mir nicht klar war, wie sich Presswellen anfühlen, da mein erste Geburt anders ablief. Darauf bin ich nicht vorbereitet- in meiner Erwartungshaltung habe ich es doch mit der Öffnung des Muttermundes schon so gut wie geschafft.

Die Wellen kommen im Abstand von etwa 3 Minuten. Ich wechsele intuitiv die Atmung, atme kurz ein und während des Pressens lange aus. Während des Ausatmens töne ich sehr laut und intensiv, ohne dies selbst steuern zu können. Ich gerate in einer Wellenpause in die Hyperventilation und habe Angst, dass mein Kreislauf kollabiert. Die Hebamme redet mir gut zu und gibt mir Tipps, wie ich die Atmung und das Tönen optimieren kann. Ich gewinne die Fassung wieder und kann das Gesagte sehr gut umsetzen.

Mir wird abwechselnd kalt – ich bitte darum, heißes Wasser nachzulassen – und heiß – ich möchte einen kalten Waschlappen auf der Stirn.
Mein Mann ist mir in dieser Phase der Geburt eine so große Unterstützung. Ich muss lediglich kurze und knappe Anweisungen geben und er reagiert sofort. Für mehr würden meine Kräfte auch gar nicht ausreichen. Becken massieren, Getränk anreichen, Duftanker setzen, kalter Waschlappen auf die Stirn. Mein Mann ist in den Wellenpausen voll beschäftigt, während meine Welle seine Pause ist.

Ich habe nach gefühlt vielen Presswellen den Eindruck, dass das Baby im Geburtskanal nicht vorankommt, fühle, wie es nach der Welle immer wieder zurückrutscht. Die Hebamme findet erneut motivierende Worte und sagt, dass dem Baby der langsame Fortschritt gut tut. Man könne die Fruchtblase eröffnen, aber es bestehe keine Indikation, dem Baby gehe es gut. Ich sage, dass ich damit noch warten möchte. In jeder Pause konzentriere ich mich darauf, Kräfte zu sammeln für die nächste Welle. Dann frage ich mich, wie lange meine Kräfte wohl noch reichen werden, nur um mit Beginn der nächsten Presswelle festzustellen, dass es doch ein Selbstläufer ist und mein Körper das schon alleine macht.

Irgendwann bitte ich die Hebamme dennoch, die Fruchtblase zu eröffnen, da ich zunehmend erschöpft bin.
Endlich spüre ich ein starkes Brennen am Damm. Die Hebamme leitet mich an, bei der nächsten Welle über dieses Gefühl hinaus zu pressen und das Köpfchen herauszuschieben. Ich bin glücklich, dass es nun soweit ist.
Als das Köpfchen geboren wird und die Welle vergeht, verspüre ich einen unfassbar starken Druck im Becken. Dieser lässt allerdings sofort nach. Mein Mann, der das Köpfchen zuerst sieht, fragt scherzhaft, wer von uns beiden darauf gewettet hat, dass sie Haare hat. Ich umschließe das Köpfchen mit meiner rechten Hand und bin wiederholt erstaunt, wie weich es sich anfühlt – und wie klein es ist. Unsere Tochter hat tatsächlich Haare, die im Wasser hin und her wogen.
Ich frage die Hebamme nochmals ungläubig, ob sie wirklich bei der nächsten Welle da sein wird. Sie nickt und leitet mich noch an, wie ich das Baby gleich aufnehmen soll.

Und dann das Finale.
Am 12.10.2021 um 14.40 Uhr wird unsere kleine C. geboren, mit 3.595g, 54cm Länge und einem Kopfumfang von 36cm.
Die Hebamme legt sie auf meinen Bauch. Unfassbar, wie klein und vollkommen sie ist. Ich weine und auch mein Mann hat Tränen in den Augen. Wir sind schockverliebt.

Ich bedanke mich von Herzen bei Kristin und dem gesamten Team der “Friedlichen Geburt” für ihre so wertvolle Arbeit. Auch bedanke ich mich bei Petra Hartmann, die viel dazu beigetragen hat, dass ich meine Ängste loslassen und positiv und unbefangen in die Geburt gehen konnte.
Ganz besonders dankbar bin ich meinem Mann, der mich in der Vorbereitung mit der “Friedlichen Geburt” und auch in allen anderen Themen rund um Schwangerschaft jederzeit liebevoll und uneingeschränkt unterstützt und begleitet hat.
Und nicht zuletzt hatten wir das große Glück, an eine tolle Hebamme zu geraten, die unsere Wünsche für die Geburt zu 100% respektiert und umgesetzt hat.
Ich durfte meine persönliche Traumgeburt erleben. Niemals hätte ich gedacht, dass Geburt so sein kann.

Nun bin ich erneut schwanger, aktuell in der 28.SSW, und diesmal wurden wir tatsächlich von Zwillingen überrascht!
Seit der Frühschwangerschaft bereite ich mich wieder mit der “Friedlichen Geburt” vor und bin schon gespannt auf die nächste, sehr besondere Geburtsreise. Ich werde berichten…

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